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Stabil durch die Krise: Genossenschaftsbanken in Weser-Ems präsentieren Jahresergebnisse 2020

02.03.2021

Zuverlässige Kreditgeber auch in Krisenzeiten / Mit guter Eigenkapitalausstattung für Herausforderungen gerüstet / Persönliche und digitale Nähe erweist sich als Vorteil

 © MARKUS HIBBELER

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Die Verbandsdirektoren Axel Schwengels (l.) und Johannes Freundlieb präsentierten gute Jahresergebnisse für die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind in der Corona-Krise wichtige Stabilitätsanker für die Region und stehen den Kunden in dieser schwierigen Zeit zur Seite.

Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems sind in der Corona-Krise wichtige Stabilitätsanker für die Region und stehen den Kunden in dieser schwierigen Zeit zur Seite. Sie stellen nicht nur erhebliche Ressourcen für die Förderkreditberatung, sondern sorgen auch selbst mit einer schnellen und reibungslosen Kreditversorgung für Liquidität von Firmen- und Privatkunden. Mit ihrer flächendeckenden Präsenz und persönlicher wie digitaler Erreichbarkeit haben sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken als wahre Nachbarschaftsbanken erwiesen und ihre Verantwortung für die Region untermauert“, mit diesen Worten leitete Verbandsdirektor Johannes Freundlieb die Online-Pressekonferenz über die Ergebnisse der 56 in die Statistik einbezogenen Genossenschaftsbanken in Weser-Ems ein.

Die Bilanzsumme zum 31.12.2020 stieg um 9,56 Prozent auf 33,38 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Bilanzsumme erhöhte sich in 2020 von 525,34 Millionen Euro auf 596,07 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis vor Bewertung verringerte sich 2020 um 0,08 Prozentpunkte auf 0,90 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (dBS). Mit 0,85 Prozent der dBS (minus 0,25 Prozentpunkte) ging das Betriebsergebnis nach Bewertung in 2020 gegenüber dem Vorjahr zurück. „Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems haben in den vergangenen Jahren vorausschauend gewirtschaftet und das solide Ergebnis genutzt, um die Eigenkapitalbasis und Risikovorsorge weiter auszubauen. Mit diesem gesunden Fundament sind sie in der Lage, den pandemiebedingten Herausforderungen zu begegnen und mögliche Kreditausfälle zu verkraften“, stellte Freundlieb fest. Das abgelaufene Geschäftsjahr war trotz Corona-Krise von einem lebhaften Kundengeschäft geprägt, sowohl bei Krediten als auch bei Einlagen legten die Genossenschaftsbanken deutlich zu.


Kreditvergabe auch in Krisenzeiten sorgt für Liquidität und Investitionen
Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems steigerten ihre Kreditvergabe im Geschäftsjahr 2020 um 8,12 Prozent auf 24,61 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. „Die genossenschaftlichen Kreditinstitute spielen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der heimischen Wirtschaft in der Corona-Krise. Langfristig aufgebaute Beziehungen zu den Firmenkunden zahlen sich aus und tragen dazu bei, dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken als Hausbank in der Krise erste Ansprechpartner sind. Sie sorgen dabei nicht nur für Liquidität, sondern unterstützen die Unternehmen auch weiterhin bei der Investition in Zukunftsprojekte, denn es wird auch eine Zeit nach der Pandemie geben“, so Verbandsdirektor Freundlieb. Auch an der Vermittlung der Corona-Hilfskredite haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken bundesweit mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Seit Beginn der Krise stellen die Genossenschaftsbanken dazu erhebliche Ressourcen bereit. Die 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Genossenschaftsbanken in Weser-Ems setzen sich mit großem Engagement für die Förderkreditberatung, Kreditantragsprüfung und -bearbeitung ein. Im Fall von akuten Liquiditätsengpässen standen Genossenschaftsbanken für ihre Kunden auch mit Kreditstundungen bereit, „aber dies war erfreulicherweise nur in geringem Umfang von Kunden gewünscht. Insgesamt zeigte sich die Wirtschaft in Weser-Ems 2020 alles in allem robust, und Unternehmen konnten in der Vergangenheit zumeist gute Polster aufbauen“, erläuterte Freundlieb.

Die langfristigen Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren und länger sind gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Milliarden Euro auf 20,35 Milliarden Euro (plus 8,5 Prozent) gestiegen.

Das größte Kreditwachstum in absoluten Zahlen ist im Bereich der Wohnungswirtschaft (Immobilien) zu verzeichnen: Die Kredite stiegen um 513 Millionen Euro an, was einem Plus von 33,0 Prozent entspricht. Auf Platz zwei rangiert die Land- und Forstwirtschaft mit einem Plus von 145 Millionen Euro (3,7 Prozent), auf Platz drei liegt das Baugewerbe, das sich mit einem Plus von 118 Millionen Euro (11,0 Prozent) von der Corona-Pandemie weitgehend unberührt zeigt. Zusätzlich vermittelten die Banken ein ebenfalls gesteigertes Kreditvolumen in Höhe von 7,34 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,72 Milliarden Euro) an die Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe, was einem Zuwachs von 9,1 Prozent entspricht (Bundesdurchschnitt: plus 7,6 Prozent).


Gesteigertes Einlagenvolumen bestätigt genossenschaftliches Geschäftsmodell
Auch in der Corona-Krise haben die Genossenschaftsbanken nicht an Vertrauen eingebüßt. Im Gegenteil – das Einlagengeschäft konnte wie in den vergangenen Jahren weiter gesteigert werden. „In der Krise halten viele Menschen ihr Geld zusammen. Zugleich sind die Möglichkeiten infolge des Lockdowns zum Geldausgeben begrenzt“, stellte Freundlieb fest. Das Volumen im Einlagengeschäft hat sich in 2020 um 10,0 Prozent auf 22,28 Milliarden Euro gesteigert. Im Einzelnen erhöhten sich die Sichteinlagen um 16,25 Prozent auf 14,47 Milliarden Euro. „Mit Blick auf die Ergebnisse befristeter Einlagen zeigt sich auch, dass die Kunden in der Krise Flexibilität wünschen. Die befristeten Einlagensinddahermit einem Volumen von 1,29 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr um 7,43 Prozent rückläufig. Die Spareinlagen konnten dagegen leicht mit 1,88 Prozent auf 6,52 Milliarden Euro zulegen“, erklärte Freundlieb. Auch das Ergebnis der Einlagenhöhe bei Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken zeigt nach oben: Mit einem Plus von 7,5 Prozent (Bundesdurchschnitt plus 5,5 Prozent) lagen die Einlagen der Mitglieder und Kunden 2020 bei über 9,50 Milliarden Euro.


Mit 2,5 Millionen Euro gesellschaftliches Engagement gefördert
Gerade in diesen besonderen Zeiten ist Hilfsbereitschaft und sozialer Einsatz wichtig. Auch die Genossenschaftsbanken haben 2020 ihren Teil zum gesellschaftlichen Engagement beigetragen. Alleine durch die Übergabe der Reinerträge aus dem beliebten VR-Gewinnsparen und den Zuwendungen aus der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland unterstützen sie mit einem Fördervolumen von 2,5 Millionen Euro verschiedene nachhaltige Projekte in gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereichen. „Die Zahl war gegenüber 2019 mit 0,2 Millionen Euro rückläufig, da einige Projekte corona-bedingt aufgeschoben bzw. abgesagt werden mussten“, erklärte Freundlieb.


Ertragslage ist robust
Mit Blick auf die Ertragslage der Genossenschaftsbanken in Weser-Ems machte Verbandsdirektor Freundlieb deutlich, dass diese trotz rückläufiger Zahlen weiter sehr robust ist. Der Zinsüberschuss verringerte sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld um weitere 0,18 Prozentpunkte auf 1,73 Prozent der dBS; die Zinserträge reduzierten sich um 0,24 Prozentpunkte auf 1,99 Prozent, die Zinsaufwendungen fielen um 0,06 Prozentpunkte auf 0,26 Prozent. Der Provisionsüberschuss verringerte sich im vergangenen Jahr um 0,01 Prozentpunkte auf 0,70 Prozent der dBS: Der Rückgang der Erträge im Bereich Zahlungsverkehr um 0,03 Prozentpunkte konnte durch Anstiege in den Bereichen Wertpapier-/Depotgeschäft sowie dem Vermittlungsgeschäft kompensiert werden; die Provisionsaufwendungen erhöhten sich um 0,01 Prozentpunkte.

Der Verwaltungsaufwand ist um 0,07 Prozentpunkte auf 1,59 Prozent der dBS zurückgegangen. Die Personalaufwendungen fielen dabei um 0,03 Prozentpunkte auf 0,97 Prozent und die anderen Verwaltungsaufwendungen verringerten sich um 0,04 Prozentpunkte auf 0,53 Prozent. Die Abschreibungen auf Sachanlagen/immateriellen Wirtschaftsgütern blieben unverändert bei 0,10 Prozent.


Betriebsergebnis reduzierte sich
Das Betriebsergebnis verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr: Das Betriebsergebnis vor Bewertung reduzierte sich 2020 um 0,08 Prozentpunkte auf 0,90 Prozent der dBS. Der Rückgang resultierte im Wesentlichen aus einem verringerten Zinsüberschuss, der durch die gefallenen Verwaltungsaufwendungen nicht kompensiert werden konnte. Das Betriebsergebnis nach Bewertung reduzierte sich in 2020 mit 0,85 Prozent der dBS gegenüber dem Vorjahr um 0,25 Prozentpunkte.

„Das Betriebsergebnis nach Bewertung wird nach jetzigem Stand im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger ausfallen. Hier wirkt sich vor allem der Rückgang der erwarteten Bewertungsergebnisse aus. Die langjährige Negativ- und Nullzinspolitik in Europa hat sich durch die umfangreichen Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2020 nochmals verstärkt und hinterlässt Spuren in den Bankbilanzen. Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die Genossenschaftsbanken haben ihre Risiken im Griff und agieren besonnen, wie ihre geschäftlichen Ergebnisse belegen“, resümierte Freundlieb abschließend und leitete über zu seinem Vorstandskollegen Axel Schwengels.


Als Nachbarschaftsbanken erste Ansprechpartner
Nach der Finanzmarktkrise 2008 zeigt sich auch in der gegenwärtigen Corona-Pandemie, dass die in der Vergangenheit oft gescholtene Vielfalt an Genossenschaftsbanken sich abermals bewährt hat. Es sind gerade die kurzen Wege, die differenzierten Angebote und der gute Draht der regional verwurzelten Genossenschaftsbanken zu ihrer Kundschaft, die in der Krise vertrauensbildend und stabilisierend wirken. „Die Menschen waren froh über die flächendeckende Präsenz mit 471 Bankstellen, davon 318 mit Personal besetzt (2019: 489 Bankstellen, davon 343 mit Personal besetzt) und die gute Erreichbarkeit ihrer Ansprechpartner. Insbesondere in unsicheren Zeiten ist die meist langjährige und persönliche Beziehung der Kundinnen und Kunden zu ihrer Beraterin oder ihrem Berater von Vorteil“, blickte Schwengels zurück. Effektive Hygienekonzepte tragen dazu bei, dass sich Mitglieder und Kunden auch bei einem Filialbesuch sicher fühlen. Aber auch die telefonische und digitale Beratung und ein reibungsloser Service sind jederzeit gegeben. „Die Corona-Pandemie hat das Kundenverhalten schlagartig und nachhaltig verändert. Die in den letzten Jahren getätigten Investitionen in die Digitalisierung des Vertriebs und in Lösungen für kontaktloses Bezahlen zahlen sich nun aus und bestätigen das Omnikanalkonzept. Die Nähe zu den Mitgliedern und Kunden – ob persönlich oder digital – ist ein klares Wesensmerkmal der Volksbanken und Raiffeisenbanken“, unterstrich Schwengels.

Die Genossenschaftsbanken waren auch in 2020 wieder ein verlässlicher Arbeitgeber für ihre gut 6.000 Beschäftigten.


Ausblick
Die Wirtschaft in Weser-Ems ist in ihrer Substanz intakt und erweist sich alles in allem als robust. Viele Unternehmen konnten in der Vergangenheit zumeist gute Polster aufbauen, so dass es zu keinen nennenswerten Kreditausfällen über das übliche Maß hinaus kam. Allerdings nimmt der Druck auf die besonders betroffenen Branchen mit jeder Verlängerung des Lockdowns weiter zu. Dazu zählt vor allem der Dienstleistungssektor wie der Einzelhandel, Tourismus, Gastronomie und Kultur. Kredite, die die Volksbanken und Raiffeisenbanken an diese Branchen vergeben haben, könnten unter Druck geraten.

„Eine von manchen Beobachtern vorhergesagte ‚Pleitewelle’ ist zurzeit aber nicht erkennbar. Vielmehr erwarten wir einen durch die Corona-Krise beschleunigten Strukturwandel, der sich aller Voraussicht nach über mehrere Jahre hinziehen wird. Insolvenzen dürften sich schätzungsweise über die nächsten zwei bis drei Jahre verteilen. Insoweit wird es zwar zu einem ‚Anstieg des Wasserspiegels’, aber nicht zu einer ‚Pleitewelle’ kommen“, resümierte Schwengels.

„Da die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems in der Vergangenheit sehr solide gewirtschaftet haben, verfügen sie über eine gute Eigenkapitalbasis, mit der sie für mögliche Kreditausfälle gewappnet sind“, so Schwengels zuversichtlich.

Wenn es nunmehr gelingt, die breite Bevölkerung schnell durchzuimpfen und ausreichend Corona-Schnelltests zur Verfügung zu stellen, wird es durch die dann möglichen Lockerungen zu einer schnellen Erholung der Wirtschaft kommen. Hinzu kommt, dass die Sparquote der Bundesbürger sich derzeit auf einem Allzeithoch befindet und die hierdurch aufgebauten Kaufkraftpotenziale den Aufschwung beschleunigen können. Nach den Corona-Beschränkungen wird die Konsumlust zurückkehren und die Menschen werden wieder das tun, worauf sie lange verzichten mussten: Reisen, Restaurants und Veranstaltungen besuchen, neue Kleidung kaufen. Das wird die Wirtschaft beflügeln.

„Gerade in Krisenzeiten zeigt sich einmal mehr, was Genossenschaftsbanken auszeichnet: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Das genossenschaftliche Prinzip, Angelegenheiten selbst zu regeln und schnelle Hilfe vor Ort zu leisten, ist gefragter denn je. Die Menschen in der Region können sich auf eine krisenfeste Hausbank auch in herausfordernden Zeiten verlassen. Und so werden die Genossenschaftsbanken vor allem auch in der Post-Corona-Zeit ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden und für Finanzierungen von Investitionen bereitstehen, denn mit dem Corona-Virus wurde ein immenser Investitionsbedarf offenkundig“, fasste Schwengels seinen Ausblick zusammen.

Nachhaltigkeit wird Bestandteil der Geschäftsstrategien
Die Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit spielt weltweit eine entscheidende Rolle, um auch für künftige Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und den geschaffenen Wohlstand zu erhalten.

„Mit unserer regionalen Verwurzelung, unserer Mitglieder- und Kundennähe sowie mit unseren genossenschaftlichen Werten können wir das Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig leben“, stellte Schwengels fest. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) hat dementsprechend für die genossenschaftliche FinanzGruppe eine sogenannte Unterstützungserklärung zu den Prinzipien der Vereinten Nationen für ein verantwortliches Bankwesen unterzeichnet.

Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems werden künftig vermehrt Nachhaltigkeitsziele in die individuellen Unternehmensstrategien aufnehmen. Zentraler Ausgangspunkt und Orientierung wird dabei das im vergangenen Jahr entwickelte Nachhaltigkeitsleitbild der genossenschaftlichen FinanzGruppe sein. Inzwischen wurden bereits drei entsprechende Pilotprojekte erfolgreich in Weser-Ems durchgeführt.

„Die Volksbanken Raiffeisenbanken werden ihren Kunden und Mitgliedern auch bei deren Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit ein verlässlicher Finanzpartner sein“, fasste Schwengels zusammen.